Wie man den UEFA-Cup nutzen kann

Quelle: www.pixelio.deDer UEFA-Pokal gilt seit längerer Zeit als „Cup der Verlierer“ (F. Beckenbauer) oder seit kurzem als lästiges Fitnessverlustprogramm, das vor allem von den Bayern – die doch eigentlich mit einem Kader gesegnet sind, der innerhalb von 36 Stunden auch mal 180 Minuten rennen können sollte – in unverwechselbarer Manier gegeißelt wird. Übrigens von denselben Bayern, die maßgeblich an der Verhandlung der TV-Verträge beteiligt waren, die die jetzige Spielansetzung befürwortet haben (vielleicht weil sie nicht im Traum daran dachten, jemals im einst so verabscheuten Wettbewerb antreten zu müssen?), und die jetzt daran mitgewirkt haben, dass der personifizierte Super-GAU der TV-Rechtvermarktung Leo Kirch wieder dick im Geschäft ist.

Doch es gibt auch Mannschaften in Bayern, besser gesagt in Franken, die den UEFA-Cup als willkommenen Jungbrunnen, als Motivationshilfe und als Kraftschub für die bis jetzt schon fast katastrophale Bundesligasaison zu nutzen wissen. Der Überraschungseffekt war am vergangenen Mittwoch auf jeden Fall auf Seiten des Clubs, als man als „Zuschauer am heimischen Bildschirm“ (alle Fußballkommentatoren) alle 10 Minuten zwischen HSV und Nürnberg umschaltete und die Nürnberger plötzlich aus einem 0:1 in einer geradezu hoffnungslos unterlegen geführten Partie innerhalb weniger Minuten ein 2:1 machten. In diesem Moment kam einem der Gedanke, dass mit derselben Sicherheit, mit der der Club nach einer Niederlage gegen Alkmaar wohl seinen Abstieg besiegelt hätte, dieses 2:1 als Startschuss für eine bessere Zeit in der Bundesliga sein würde. Denn im Fußball läuft ja nun mal einiges „mental“ (alle Fußballkommentatoren und -trainer) ab oder wie es Huub Stevens auf den Punkt brachte: „Wichtig ist, dass es zwischen den Ohren stimmt.“

Und die wieder neu gewonne Stärke „zwischen den Ohren“ setzen die Nürnberger dann auch vom ersten Moment des Spiels gegen die blamabel schwache Hertha aus Berlin in Aggressivität und mitunter auch in Spielwitz um. Dass die fußballerische Qualität des von Hans Meyer zusammengestellten Kaders nicht so schlecht wie der aktuelle Tabellenplatz ist, war sowieso klar. Aber manchmal bedarf es ganz offensichtlich eines besonderen Motvationsschubs, der einem das Vertrauen gibt, diese fußballerische Qualität auch mal auszuspielen. Und die Bochumer werden allerspätestens in diesem Spiel gesehen haben, welch brillianten und torgefährlichen Spieler sie mit Misimovic verloren haben.

Zugegeben, Berlin machte es den Nürnbergern einfach. Vor allem in der ersten Halbzeit lieferten die Sympathen von der Spree eine unterirdische Leistung ab, die in genau null Torchancen kulminierte. Aber den Nürnbergern war anzumerken, dass sie dieses Spiel trotz einer Schwächephase in der zweiten Halbzeit unbedingt gewinnen wollten. Am Ende hatte der Club dann auch das sprichwörtliche „Glück des Tüchtigen“ als Pantelic ein reguläres Tor aberkannt wurde. Aber ein 2:2 wäre auch einfach lächerlich ungerecht gewesen.

Die jetzigen zwei Spiele geben zumindest berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass die Mannschaft um Trainergott Hans Meyer die Rückrunde ganz anders angehen wird als die bisherige Saison und zeigen auch, dass der UEFA-Cup nicht immer nur ein lästiger Störfaktor zur Bundesliga darstellen musst, sondern auch zum Erfolg in gerade dieser beitragen kann. Ganz ohne Meckern über Termingestaltungen und „Krawattenträger“ (O. Kahn).

Über den Autor: Guru von der Kreuzeiche

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.
23 comments
  1. Du hast dir die Sonntagsspiele aber nicht freiwillig in voller Länge reingezogen, oder?

  2. Doch, das Nürnberg-Spiel eben. Und höchst freiwillig… ;-)

  3. Was ist denn das für ne Idiotie:
    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,522608,00.html

    Sonntagsspiel um 13 Uhr? So ein Käse; jetzt gehts richtig los.
    Die Familien werden sich schön bedanken, dann gibts keinen Sonntagsbraten.
    Finde ich unmöglich.

  4. Wer ist denn da schon wach? Wobei ich insgesamt ein drittes Sonntagsspiel schon für notwendig halte, allerdings nur bei gleichzeitiger Abschaffung des albernen Freitagstermins.

  5. Bitte? Freitagsspiele sind das Beste. Die habe ich sehnsüchtig wieder herbeigesehnt. Fußball mit Flutlicht ist definitiv die Rolex unter den Fußballspielen.

  6. Als Besucher eines Freitagsspiels fühlt man sich fast, als wäre man im CL-Finale. Die Atmosphäre ist eine ganz andere als die allseits bekannten Samstagstermine. Pro Freitag. Spiele am Sonntag früher anzupfeifen, ist allerdings sehr vernünftig.

  7. Ich will nur noch Flutlichtspiele, aber nicht am Freitag. Bin eh aus dem Alter raus, wo ich es körperlich verkraften kann, schon nachmittags betrunken zu sein …

  8. @6: Warum ist das sehr vernünftig? Über 15:30 kann man ja reden, auch zum Wohle der Auswärtsfans. Aber 13 Uhr halte ich wegen der Familien, für die Sonntags vielleicht der einzige Tag in der Woche ist, an dem man mal zusammen essen kann, für indiskutabel.

    Wo bleiben die christlichen Wurzeln? Als Kirche würde ich da aber laut aufschreien. Und zwar mit Recht.

    @7: Aber Samstag und Sonntag Abend Bundesliga kannst du nicht wollen, oder?

    Ich finde das Freitagsspiel auch ok.

  9. @7: Dann nenne das Kind doch gleich beim Namen. Über dieses Problem kann man natürlich reden. ;-)

  10. @8: Ich glaube nicht, dass sich die Schar der Kirchengänger aus potentiellen Stadiongängern rekrutiert.
    Außerdem: Von 11 Ligaabstufungen in Deutschland spielen 10 regelmäßig Sonntag mittags. Da regt sich dann aber keiner drüber auf.
    Außerdem geht es um einen Ausweichtermin. Das passiert wenn überhaupt nur einmal pro Saison. Das sollte die deutsche Familienkultur verkraften. ;-)

    Ich hab übrigens nichts gegen eine Salamiliga und würde auch gerne mal Samstag abends oder von mir aus auch Sonntag abends ins Stadion.

  11. @10: Eben, mal so ein schönes Derby zur besten Sendezeit unter Flutlicht? Daran dürfte doch allen Beteiligten gelegen sein.

  12. Ich bin so altmodisch und insofern insgesamt „Pro Samstag 15:30“.

    Ich meine auch gar nicht die Kirchgänger, ich meine Familien im Großen und Ganzen.

    Und ich glaube nicht, dass es um einen Ausweichtermin geht. Das wird bestimmt dann so wegen der Fernsehrechte für die ganze Zeit so festgelegt. Außerdem ist es politisch der erste Schritt zur völligen Freigabe der Spiele. Ich möchte keine „Salami-Liga“.
    Das ist wieder mal nur reine Geldmacherei

  13. Aber was ist denn der Vorteil von „Pro 15.30“?

    Und so lange die Fans kein deutliches Zeichen in Form von Stadiongang-Boykott geben, warum soll die DFL oder DFB da nicht weiter Pläne zur Geldvermehrung machen?

  14. Weil die DFL sich langsam bewusst werden könnte, dass schon einiges an Unzufriedenheit und Entfremdung bei den Fans herrscht, so dass der DFL nicht bald der ganze Laden um die Ohren fliegt. Meine Vermutung ist, dass es zum Stadionboykott gar nicht mehr so weit hin ist, wie alle glauben. Man muss ja nicht alles ausreizen, was irgendwie Geld bringt. Wenn wir das Argument nehmen, dann kann man auch nicht ernsthaft gegen Investoren sein, die die Geschicke des Vereins bestimmen.

    Und 15:30 ist deshalb gut, weil der Spieltag dadurch relativ kompakt bleibt. Das ist für mich ein Wert an sich: Man sieht, wie die anderen spielen und kann sich schon mal die Tabelle vorstellen. Außerdem führt eine Salamitaktik auch dazu, dass Mannschaften sich an vorhergegangenen Ergebnissen orientieren. Das ist doch nicht gut.
    Ich möchte einen Spieltag, der seinen Namen verdient und keine 3-Teilung mit 8 unterschiedlichen Anfangszeiten. Dann braucht man ja keinen Spieltag mehr, sondern man setzt einfach wild Spiele an, wie es einem passt.

    Außerdem können Auswärtsfans bei Spielen, die Samstags um 15:30 stattfinden, ihre Mannschaft unterstützen. Wer kann schon freitags ohne Urlaub zu einem Auswärtsspiel fahren. Sonntags hat man das Problem, dass man montags arbeiten muss, aber sehr spät erst nach Hause kommt.

  15. Am Samstag, 15.30 Uhr-Termin wird auch auf Jahre hinaus nicht gerüttelt, da bin ich mir sicher. Das gehört ja zu Deutschland, wie das Gyros zur Pita.

    Klar: Auswärtsfahrten sind am Samstag viel fanfreundlicher. Aber eine Vorverlegung des Anstoßes am Sonntag wäre das auch.

  16. Ja, das stimmt. Ich habe ja auch gesagt, dass ich nichts gegen Sonntag, 15:30 hätte. Ich fand nur 13 Uhr ganz schlecht.

    Und ich denke auch, dass an Samstag 15:30 selbst nicht gerüttelt wird, aber es geht ja um die Aufweichung, die schrittweise erfolgt. Ich will in 6 Jahren, nicht 3 Spiele am Freitag, 2 am Samstag 15:30, 1 am Samstag 18:00, 1 am Sonntag 13:00 Uhr, 2 um Sonntag 16:30 haben.

  17. 13 Uhr sonntags ist natürlich eine Katastrophe.
    Ich hätte nichts gegen ein wöchentlich Samstagabendspiel. Ein bißchen Spanien-Atmosphäre wäre das.

  18. Dann einigen wir uns doch auf folgendes:
    Ein Freitagsspiel, 7 Samstagsspiele, davon eins abends und ein Sonntagsspiel um 15:30.

    DFL: bitte aufschreiben und umsetzen. Danke.

    Die Unsinnigkeit mehrere Sonntagsspiele bemerkt man ja spätestens dann, wenn CL-Mannschaften in den UEFA-Cup runterkommen. Es werden immer Mannschaften den Donnerstags-Samstags-Rhythmus haben, wenn man nicht gerade 4 Sonntagsspiele mache, was einer Katastrophe gleichkäme.

    Und außerdem darf man annehmen, dass die Mannschaften, die UEFA-Cup spielen so einen guten Kader, dass sie diesen Rhythmus auch mal wegstecken können. Alles Heulsusengelalle: Wer fit ist, kann innerhalb von 36 Stunden 180 Minuten Fußball spielen.

  19. Darauf kann ich mich einigen. Vielleicht auch die DFL, die sicher hier mitliest. ;-)

  20. Bestimmt macht sie das! Aber dem Argument, dass der große Stadionboykott kurz bevorsteht, kann ich nicht folgen. Am letzten Spieltag, der wettermäßig nichts für Schönwetterfans war, wurde der Besucherrekord dieser Saison aufgestellt. Nach Boykott hört sich das nicht an.

  21. Ich habe auch nicht gesagt, dass er kurz bevorsteht. Aber man sollte sich von den tollen Besucherzahlen langfristig nicht blenden lassen. Teilweise ist die Entfremdung zwischen Fans und Vereinen (siehe Bayern) jetzt doch schon spürbar.

    Geht der Trend zur totalen Kommerzialisierung auf Kosten der Fans in den nächsten Jahren so weiter oder wird sogar noch beschleunigt, dann möchte ich mal sehen, ob in 5-8 Jahren immer noch Besucherrekorde gebrochen werden.

  22. Ein Samstagabend-Spiel gab es doch schon mal (Anstoß war immer 20:15 h) – wurde nach einer Saison (wenn überhaupt) gaaaanz schnell wieder abgesetzt, weil die Quoten unterirdisch waren.

  23. Du meinst den gescheiterten Versuch, RAN als Samstagabendshow zu etablieren?

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