Ungesund leben in Herne

Bei Wettbewerben gibt es eine goldene Regel: Um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu erhalten, muss entweder der erste Platz erreicht werden – oder der letzte. Beim Gesundheitscheck aller deutschen Städte über 100.000 Einwohner belegt Ulm den Spitzenplatz. Nicht mehr als eine Randnotiz. Denn den glorreichen 81. und damit letzten Platz eroberte eine Stadt aus dem Ruhrgebiet. Der ungesündeste Ort in Deutschland ist Herne.

Dass die gesamte Reviermetropole nicht besonders gut bei einem Gesundheitscheck abschneidet, das dürfte wirklich nicht überraschen. Und dass auch Berlin mit Platz 72 nicht besonders gut da steht, ist ebenfalls keine Sensation. Mit Erstaunen darf aber aufgenommen werden, dass als Bewertungsgrundlage nicht die medizinische Versorgung, sondern eher die soziale und wirtschaftliche Lage und deren Auswirkung auf die Gesundheit herangezogen wurde. Und damit sieht es im Ruhrpott nun mal nicht besonders gut aus. Arbeitslosigkeit macht krank. Um es mal schlagwortartig zusammenzufassen.

Medizinisch hat Herne aber durchaus einiges zu bieten. In der Stadt, die etwas zwischen den viel bekannteren und größeren Städten wie Bochum, Dortmund und Essen untergeht, tummeln sich Spezialisten für Gastroenterologie und Schlafmedizin, Kieferorthopädie und Zahnmedizin. Daher verwunderte die Nachricht von Hernes roter Laterne zunächst etwas. Das Magazin „Healthy Living„, übrigens ein sehr zu empfehlendes Gesundheitsmagazin, klärt aber in seiner neuesten Ausgabe darüber auf, dass 45 verschiedene Kriterien, auch fernab der Medizin, über das Endergebnis entschieden. Und mit wenigen Arbeitslosen, besenreinen Straßen, blühenden Landschaften und sauberer Luft kann Herne nun mal nicht prahlen. Trotz einiger kultureller Angebote und vieler schöner Parks, wie dem Schloss Strünkede-Park (mit erfolgreichem Fußball), dem Volkspark (mit weniger erfolgreichem Fußball), dem Park Am Stadtgarten (mit noch unerfolgreicherem Fußball) und dem Gysenbergpark (mit gar keinem Fußball, sondern früher erfolgreichem, heute mäßigem Eishockey).

Ich als Herner kann mit dem letzten Platz aber sehr gut leben. Die Nachricht von Hernes desolatem Gesundheitsergebnis überbrachte übrigens der Katastrophenradiosender 1Live, der meint, es sei besonders „cool“, NRW nur „Sektor“ zu nennen. In der unsäglichen Morgenshow mit diesen unlustigen, überhaupt nicht schlagfertigen, albernen, immer peinlich aufgedreht wirkenden Moderatoren kam gar Schreckliches zum Vorschein: 1Live-Laberkopp Christian Terhoeven, der so viel Humor wie die Bordsteinkante der Mont-Cenis-Straße hat, nennt Herne seine Heimatstadt. Erst als ich das vernahm, schämte ich mich.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
35 comments
  1. Man kann nur so über 1Live schimpfen, wenn man aus NRW kommt. Für mich als Exil-Hessen war es überraschend, dass es hier im Pott einen Radiosender gibt, den man tatsächlich hören kann, ohne alle 3 Minuten vor Ekel wegschalten zu müssen. Und natürlich sind Radiomoderatoren die unlustigsten „Menschen“ der Welt, aber auch da geht das noch, wenn man es mal vergleicht. Neulich musste ich morgens bei einer Rihanna-Parodie sogar sehr laut lachen.

  2. Natürlich ist 1Live immer noch viel besser als diese überaus peinlichen Lokalsender, die wirklich am untersten Rand der Unterhaltung stecken. Aber dass ausgerechnet der Moderator, bei dem ich dachte: „Oha, der toppt ja alle noch in Sachen Peinlichkeit“, ausgerechnet eine Herner Vergangenheit hat, stieß mir etwas übel auf. Und in der Anfangszeit war 1Live noch besser. Heute ist es ja 95 % Britney Spears-Sensations- und Chartlastig.
    Und klar sind einige Parodien dort gut. Die Lukas Podolski-Sachen zum Beispiel. Nur sind das die Ausnahmen. Und diese Sketche werden ja fremdproduziert von irgendwelchen Leuten, die von sich behaupten, Comedy zu machen. Ist aber meistens nur alberner Dümmlichkeitshumor. Ich finde es jedenfalls eine Frechheit, dass Leute mit so etwas wie der „Grillstube Saloniki“ auch noch Geld verdienen.

  3. Nein, das war eher so eine Art Spontan-Parodie der Moderatoren. Dämlich, albern, aber sehr lustig. Und dass ausgerechnet der dümmste Moderator aus Herne kommt – überrascht Dich das wirklich… ;-) ?

  4. Natürlich überrascht mich das! ;-)

  5. Eins Live sollte man erst nach 20 Uhr einschalten, Kroppzeugs wie SWR 3 am besten gar nicht. Bei uns trieben Stefanie Tücking und Elmar Hörig ihr Unwesen auf dem Äther. Ich we߸ also, was NRW an 1Live hat.

  6. Stefanie Tücking? Die gibts noch? Und da gibts ne Radiosversion von Bube, Dame, Hörig? Sensationell!

  7. Quatsch! Die Tücking ist zwar noch aktiv, aber den Hörig haben sie schon vor Jahren vom Sender entfernt.

    @Vollspann: Hast du eigentlich mal nen Link, wo man die ganze Liste finden kann?

  8. @ 7: Achso, ich habe „treiben“ statt „trieben“ gelesen und dachte, das sei noch brandaktuell… ;-)

  9. *unhör* @ Radio…

  10. *kopfschüttel* @ Internetslang…

  11. @Esleben: Auf der Homepage der Healthy Living kannst Du alle von Platz 1 bis 81 durch klicken.
    Düssledorf ist übrigens auf Platz 30. Geht ja. Trotzdem ist es mir ein Rätsel, warum Alex und Du vom schönen BW, das ungefähr die ersten 29 Plätze innehat, ins dreckige NRW zieht! ;-)

  12. Und auf welchem Platz liegt Usingen… ;-) ?

  13. Ich bezweifel, dass Usingen das Grundkriterium zur Teilnahme erfüllt. ;-)

  14. Pah, alles Ignoranten. Ist die beste Stadt der Welt: Keine Assis, kein Schmutz, keine Verbrechen. Absolut heile, gesunde Welt… Ich will nach Hause.

  15. Dann gilt für Dich dasselbe. Wieso wechselst Du das Paradies mit Platz 64 auf Deutschlands Gesundheitsskala? ;-)

  16. @15: Darum… ;-) Und jetzt verhindern andere Gründe, dass ich flüchten darf… ;-)

  17. Als Ruhrpöttler bin ich natürlich großer Fan der süddeutschen Idyllen. Vielleicht relativiert sich das, wenn man in solch einer aufgewachsen ist.

  18. Kurzfristig relativiert sich das. Ich wollte damals mal das echte Leben außerhalb des Mikrokosmos Hochtaunskreis sehen. Jetzt habe ich es gesehen und muss feststellen: Der Mikrokosmos gefällt mir besser… ;-)

  19. Ich denke, ich würde mich im Gegenzug dazu im Mikrokosmos schnell langweilen. ;-)

  20. Essen ist auf Platz 68 von 81 gelandet…

    Viva el Vorurteil. V.a. im Bereich medizinischer Versorgung ist Essen spitze, sowohl was die Quantität der Ärzte, Krankenhausbetten etc. betrifft, als auch was die Qualität i.S.v. Spezialisten angeht…und dafür gibt die Note 5, ich glaub et hackt.

    Auch haben 10 der 100 umsatzstärksten Konzerne Deutschlands ihren Sitz in Essen. Aber sowas wird auch nicht erwähnt (nur halt bei anderen Städten, wie z.B. München, wo das natürlich ganz doll zur Gesundheit beiträgt).

    Ich könnte Kotzen ob solchem pseudo-wissenschaftlichen Sche߸dreck.

    Selbstverständlich findet sich der gesamte Ruhrpott am unteren Ende des Rankings wieder (Herne ist letzter, Dortmund Viertletzter etc.).

    Wahrscheinlich hat keiner der Ranking-„Fach“Leute auch jemals nur einen Fuß in den Ruhrpott gesetzt…

  21. Ist doch einfach zu hässlich da. Ich bin jedenfalls froh, da raus zu sein! ;-)

  22. @20: Das gleiche habe ich auch gedacht. Ich we߸ z.B., dass Hernes Hospitäler und deren Ärzte sehr angesehen sind in NRW.

    Man kann es ja auch mal umdrehen: Die Ruhrpöttler sind resistenter gegen Krankheiten. Mir hat vor zwei Tagen jemand, der gerade einen Doku-FIlm über die Antarktis machte, erzählt, dass es dort absolut keimfrei ist und jedes Kind, das in den kleinen Dörfern nahe der Antarktis geboren und aufgachsen ist, sofort krank wird, sobald es in normal bevölkerte Städte zieht. Wegen der fehlenden Abwehrkräfte, die sich im keimfreien Raum einfach nicht entwickeln.

    Soweit ich we߸, hat ein Team der Uni Hannover diesen Gesundheitscheck durchgeführt. Ist halt weit von da bis ins Ruhrgebiet. Aber bis nach Ulm ist es noch weiter. ;-)

  23. @21: Genau!

  24. @23:Du willst doch selbst dahin. Und jetzt bist Du schon froh, wieder raus zu sein? ;-)

  25. @24: Häh? Was? Verstehe kein Wort!

  26. Also ich habe mich auf Bochum bezogen und bin froh in Düsseldorf zu wohnen. Jedes Mal, wenn ich nach Bochum komme und über die Oskar-Hoffmann-Straße zwischen Schauspielhaus und Unistraße fahre, komme ich mir vor wie in der DDR. Das macht mich defintiv depressiv. (Seit Haus Haase geschlossen hat ist die Straße quasi klinisch tot!)

  27. @25: Ich dachte, Essen sei gemeint.

  28. Der Haasenhaus-Chef hat mittlerweile auch vom Haus Frein (am Stadion) zu irgendeiner Spelunke am Ring gewechselt (nähe Fiegebrauerei, aber mit Heinecken…brrr)

  29. @26: Da würdest Du mit Deinem sensationellen Xing-Verbrecherfoto doch 1a hinpassen…

  30. zu 1Live: Briesch und Imhof sind sensationell, da lass ich nix drauf. Aber das ihr von Humor keine Ahnung habt, weiss ich ja inzwischen.

    Den Rest der Moderatoren finde ich allerdings auch eher mittelmässig.

    Frau Heinrich geht noch, ganz schlimm sind Ingo Schmoll und die anderen Frauen.

  31. @30: Lass mich raten, die waren früher bei Schandmännchen… :-) ?

  32. Imhof lass ich gerade noch durchgehen. Der ist bestimmt ganz ok, lässt sich aber immer wieder von seinen desolaten Moderationskollegen (wie z.B. Olli Briesch) runterziehen. Die beiden haben aber beim ersten Saisonspiel im Westfalenstadion punkten können, weil sie in der Halbzeitpause dort die „7 Sektorwunder“ vorstellten und angenehm ernst blieben. Ich hatte schlimmeres erwartet.

    Die Frauen bei 1Live gehen gar nicht.

    Und Ingo Schmoll ist der Beste von 1Live. Der hat wenigstens Ahnung von Musik und in den 90ern mit „Non Art Art“ eine ziemlich gute Indie-Band am Start. Die CD habe ich irgendwann auf einer Party „verloren“, was mich heute noch ärgert.

    Insgesamt schlimm finde ich, dass die da jetzt dieses „DER“ Imhof, „DIE“ Pihlau, „Der“ Malotzki, „Die“ Heinrich etablieren wollen, was sich so gestelzt und deshalb vollkommen peinlich anhört. Soll da jetzt der Nachname zur Marke werden? Ein zum Scheitern verurteilter Plan.

  33. Wieso, „Der Don“ ist doch auch nicht peinlich… ;-)

  34. „Der Don“ ist ja auch natürlich gewachsen und wird nicht dauernd von einer Stimme, die auf jeden Fall Sprechunterricht genoss, phonetisch perfekt mit misslungenem Versuch der Coolness daher gesagt.

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