Westfalia Herne geht in die Offensive

Traditionsvereine, die irgendwann zum falschen Zeitpunkt in der falschen Liga waren, haben es heute schwer. Der Zug zum Profifußball scheint in dieser nur noch von Millionengehältern und Stadien mit Sponsorennamen geprägten Zeit abgefahren zu sein. Das einzige, was bleibt, ist die Tradition. Das scheint nicht viel zu sein, ist aber, genau betrachtet, eine ganze Menge. Westfalia Herne möchte in Zukunft seine Möglichkeiten nutzen und sich mit dem, was sie haben, zwischen den großen Clubs aus dem Ruhrgebiet positionieren: nämlich mit Fußball und Tradition.

Das ehrwürdige Stadion am Schloss Strünkede, Heimspielstätte des SC Westfalia Herne liegt am Rande eines wundervollen Parks, dessen Zentrum das Wasserschloss und ehemalige Sitz des Freiherrn von Strünkede ist. An spartanischen Kassenhäuschen vorbei geht es einen langen Ascheweg, rechts die Kabinen, durch den Torbogen ins Stadion. Die Stehplatztribünen sehen aus, als ob sie schon jahrzehntelang Fußballfans aus Herne einen angemessenen Platz zum stehen boten. Auf der herrlich antiken Sitzplatztribüne kann man als Besucher quasi die Tradition aufsaugen. Es ist fast so, als würde man Uwe Seeler und seinen HSV beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in den 50er Jahren gegen die Westfalia sehen.

All das, was viele Vereine fälschlicherweise als Altlasten bezeichnen, möchte Ingo Paeske, Präsident von Westfalia Herne um einen engagierten und motivierten Vorstand, nun nutzen, um die Marke Westfalia in Herne wieder salonfähig zu machen. „Fußball zum Anfassen, Kultfußball“ nennt Paeske das Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich der Traditionsverein zukünftig zwischen den vier Bundesligisten aus dem Pott positionieren will. „Das Beispiel St. Pauli zeigt, wie man neben einem übermächtigen Verein wie dem HSV bestehen kann“, sagt Paeske im Interview mit der WAZ Herne. Westfalia Herne – das St. Pauli des Ruhrgebiets?

Die hohen Ziele müssen natürlich sportlich unterfüttert werden. Trainer Frank Schulz darf auf einen jungen, aber ambitionierten Kader mit Oberliga- und Regionalligaerfahrung zählen. Außerdem optimiert der Verein zukünftig die Jugendarbeit. Paeske: „Die A-Jugend und aus die zweiten Mannschaft sollen demnächst den Unterbau des Oberligateams bilden.“ Dabei soll es nicht immer nur bei Oberliga bleiben. Der Fünf-Jahres-Plan der Westfalia-Verantwortlichen sieht folgendes vor: In fünf Jahren will sich Westfalia Herne in der neu gebildeten Regionalliga (dann 4. Liga) etabliert haben. Außerdem soll die Mitgliederzahl auf 1.000 Mitglieder angehoben werden. „Wir müssen es schaffen, dass der Verein von der Herner Bevölkerung angenommen wird, in Herne fest verankert ist“, sagt Ingo Paeske. „Wie sollen wir sonst für Werbepartner aus der Region interessant sein?“

Westfalia Herne geht seit einigen Monaten auch in der Öffentlichkeitsarbeit in die Offensive. Mit Schauspieler Joachim Król hat der Verein einen treuen Fan, der immer gerne die Spiele der Westfalia im Stadion schaut. Mit Sönke Wortmann und Michael Steinbrecher kickten zwei prominente Persönlichkeiten für Westfalia. Alle drei ernannte Ingo Paeske vor kurzem zu Ehrenmitgliedern.

Nun wird sich zeigen, ob die hohen Ziele erreicht werden können. Das Nahziel heißt erstmal: Qualifikation für die ab Saison 2008/2009 neu erschaffene NRW-Liga. Dafür muss Westalia einen Platz zwischen 5 und 11 belegen am Ende der kommenden Saison. Am 5. August geht es los. Nix wie hin zu Westfalia.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
37 comments
  1. Ach, ich bin schon echt he߸. Es zieht mich immer mehr zum Amateurfußball. Und das Ziel, sich in 5 Jahren in der 4.Liga etabliert zu haben, scheint ja durchaus nicht größenwahnsinnig, sondern eher durchaus machbar. Ich freue mich auf Mittwoch!

  2. Ja, ich hab auch voll Bock. Amateurfußball macht Spaß. Und das Stadion sieht ja auch sehr gut aus. Die Stehplatzstufen sind besser als in Reutlingen. Gut, aber das ist auch keine Kunst. Auf jeden Fall macht der Verein einen sympathischen Eindruck. Und wenn die Spiele sonst sonntags sind, steht mehreren Stadionbesuchen ja auch nichts im Wege.

    Ich freu mich schon auf den Moment, wenn ich mir eine Wurst und ein Gedeck bestellen darf!

    Aber wir gehen schön auf die Gegengerade und nicht zu den Sitzplatzschweinen oder?

  3. Ich will schon auf die Tribüne. Da spürt man den besonderen Geist des Stadions. Als würde Uwe Seeler neben einem sitzen. Gut, auf dessen Gelaber hätte ich zwar keinen Bock, aber trotzdem.

  4. Och nö, ich bin echt stark für Stehplatz. Da schlägt der wahre Geist des Fußballs. Fußball braucht Stehplätze.

    Außerdem hat man dann einen schönen Ausblick auf die Tribüne. Und billiger isses nebenbei auch.

    Wenn es regnet, lass ich mit mir reden.

    Und apropos Öffentlichksdarstellung Wir könenn doch nicht in unserer Blog-Selbstdarstellung schreiben „Für Stehplätze“ und dann schön dekadent auffe Tribüne sitzen.

  5. Ich war schon immer für Sitzplätze. Ja, ich bekenne es, ich sitze gerne. Besonders, wenn ich es mir leisten kann, wie in Herne. Und von der Tribüne sind es auch viel weniger Meter Distanz zum Jägermeister.

  6. Und wenn wir uns in die erste Reihe setzen, können wir Frank Schulz sogar taktische Tipps geben. ;-)

  7. Ich bezweifele, dass er auf mich hören wird, wenn ich bei 1-0 in der 88. Minute rufe, er solle einen Stürmer bringen, aber alleine der Versuch ist sehr reizvoll.

  8. Klassische Mehrheitsentscheidung. Ich beuge mich.
    Das Stehen auf einer unüberdachten Gegengerade hat eben für mich Tradition und sentimentalen Wert, da ich da in Reutlingen auch immer stand/stehen werde

  9. Ja, aber bei Westfalia geht es halt auf den Sitzplätzen stimmungsmäßig am meisten ab. Da steht der harte Kern, so merkwürdig das klingt.

  10. Ist denn auch Trio Poseidon am Start… ;-) ?

  11. Als normale Zuschauer bestimmt!

  12. Sind die auch online vertreten? Dann könnten sich die Nicht-Kenner mal ein Bild machen… ;-)

  13. http://www.westfalia-herne.de/

    20 Sekunden hat das gedauert mit http://www.google.de eintippen und nach Westfalia Herne suchen.

  14. @14: Nicht der Verein, Du Lurch, Trio Poseidon.

    @13: Exakt!

  15. Der Live-Auftritt im Stadion erinnert mich an den denkwürdigen Auftritt der Sumpfpäpste im Stadion an der Kreuzeiche mit ihrem zeitlosen Hit „SSV 05“.

    Anzuhören hier: http://www.myspace.com/sumpfpaepste

    Ok, das eine ist „Schlager“, das andere „Punkrock“. Aber Hauptsache der Einsatz stimmt.

  16. Wann ist denn eigentlich Anstoss am Mittwoch?

  17. Perfekt! Schön nach der Arbeit noch ne Bratwurst essen, um dann souverän dem Schnaps zu frönen. Sauber.

  18. Einmal drei Bratwurst mit Gedeck, bidde…

  19. So, wer ist denn nun morgen eigentlich am Start? Nach der enttäuschenden 0-2 Niederlage zum Auftakt braucht Westfalia uns… :-)

  20. Es wird wohl bei Vollspann, Goldschuhe und meiner Wenigkeit bleiben, schätz icke mal.

  21. Alle anderen sind halt Event-Fans…

  22. Wobei das für uns natürlich auch ein Event ist…

  23. Nein, das ist per Definition der exakte Gegenentwurf zu einem Event…

  24. Das ist natürlich für uns ein Event, weil wir gern Fußball schauen, uns die ungeschminkte Stimmung beim Amateurfußball Spaß macht und weil Schnaps gereicht wird.

  25. Nein, es macht uns Spaß, weil es eben kein Event ist… :-)

  26. Nenn es wie du willst. Für mich wird es ein Fußball-Brawurst-Schnaps-Event.

  27. Ich nenne es: Amateurfußball…

  28. Wenn ihr euch morgen im Stadion auch in solche Grundsatzdiskussionen verstrickt, nenne ich es: Folter mit Sportunterhaltung! ;-)

  29. Oder Folter mit Grundsatzunterhaltung… :-) Wann treffen wir uns denn und wo?

  30. Ich steige zu euch an der U35-Haltestelle „Archäologiemuseum/An der Kreuzkirche“ zu. Wenn 18.30 Anpfiff ist, sollten wir 18 Uhr am Stadion sein.

  31. Ja, aber es kann sein, dass Alex und ich getrennt kommen, wenn ich direkt aus dem Büro starte. Lass uns einfach sagen: 17.45 Uhr draußen an der U-Bahn-Haltestelle Schloß Strünkede

  32. Eventfan Don muss arbeiten, ihr Hupen.

  33. Die erste „5FiA“-Begehung des Westfalia-Stadions war übrigens ein großer Spaß. Bis auf das unentschiedene Ergebnis und dem ein oder anderen Totalausfall in der Mannschaft. Näheres dazu später hier auf diesem Kanal.

  34. Der Trainer ist schuld an der Niederlage in Horst weil er den 24 und7er erst nach 60 Minuten runter genommen hat .Hätte er von Anfang an mit dieser Manschaft gespielt hätte er wenigstens einen Punkt geholt.Die Kriticker und Noergler lassen Grüssen.Trainer raus samt Vorstand sonst wird das nichts.

  35. Naja, aber auf Nörgler sollte man nicht unbedingt hören. Die haben nämlich immer was zu nörgeln. Der Trainer kann von mir aus gehen. Aber der Vorstand, der erst sein ein paar Wochen im Amt ist, sollte schon noch bleiben.

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