Website-Check I: Borussia Dortmund – Die hässlichste Heimatseite der Welt

BVB-WebsiteDie Websites von Fußballvereinen waren schon immer eine ganz eigene Welt. Unternehmen, Organisation, selbst Verbände beschäftigen sich seit Jahren mit professionellen Website-Strukturen, es gibt zahllose Fachliteratur zum Thema.

Doch wie so oft: Der Fußball hechelt der Gesellschaft zehn Jahre hinterher. Eine etwas andere Parallelgesellschaft eben.

Anlass, mich diesem Thema zu widmen war der „Re-Launch“ der Eintracht-Frankfurt-Website anfangs dieser Woche.

Einleitend einige Worte dazu, bevor ich mich mit der BVB-Website als dem eigentlichen Thema des Beitrags widme: Die alte Eintracht-Seite war etwas in die Jahre gekommen, wirkte etwas altbacken, war aber andererseits für eine Website eines Bundesligisten halbwegs übersichtlich und wenig erschlagend.

Viel schwerer wogen die Probleme mit Online-Ticketing und technischer Verfügbarkeit (z.B. Stabilität des Tickers bei Live-Spielen). Besonders ersteres ist quasi schon chronisch überlastet, so dass insbesondere bei begehrten Spielen online de facto kaum eine Chance auf Kartenerwerb besteht.

Viel wichtiger als ein designtechnischer Re-Launch (erinnert mich auch etwas an die neuen Trikots: im Prinzip wie die alten, nur deutlich hässlicher), wäre es also gewesen, die IT-Infrastruktur mit massiven Investitionen aufzustocken.

Seis drum, eigentlich will ich ja gar nicht von Frankfurt reden. Denn aus purem Interesse habe ich mir mal die Heimatseiten anderer Vereine angesehen und siehe da: es geht noch sehr viel schlimmer. Absoluter Höhepunkt: Borussia Dortmund.

Zwar scheint man dort erkannt zu haben, dass die technische Seite der Website wichtig ist, wie diese Studie der Uni Essen ermittelt hat, die dem Verein dabei sogar die Meisterschale zusprach. Doch alleine, was nutzt es, wenn man beim ersten Klick auf die Website einen epileptischen Anfall erleidet, und somit niemals in der Lage sein wird, die tollen technischen Möglichkeiten der Seite zu erreichen?

Es reicht nicht, dass man zunächst von einem Roman Weidenfeller in Lebensgröße erschlagen wird, nein. Vier getrennte Spalten auf der Heimatseite, die allesamt mit (mehr oder weniger wichtigem) Inhalt gefühlt sind, sind zu viel. Sie wären schon zuviel, wenn die Seite ansonsten erträglich wäre.

Aber die Seite ist so bunt, dass man fast durchdreht. Überall blinkt etwas, überall ständig wechselnde Werbesprüche. Die rechte Seite ist so dermaßen überfrachtet, dass sie einfach nur wie ein riesiger bunter Salat wirkt.

Dazu eine Frage, die eigentlich 2007 längst beantwortet ist: Was zur Hölle soll man mit zwei Navigationsleisten? Zumal selbige auf der linken Seite schon so ausschweifend ist, dass sie eher den Charakter einer Sitemap aufweist und besser auf der obersten Ebene deutlich grober gegliedert werden sollte.

Besonderes Schmankerl am Rande: Verwendet man die durchaus noch übliche Auflösung von 1024*768, darf man nicht nur in der Höhe der Seite scrollen, nein, sogar in der Breite. Unfassbar.

Dazu weiß man bei den ganzen Teasern auf der Seite überhaupt nicht: ist das jetzt Werbung? Redaktioneller Inhalt? Ein Link? Fragen über Fragen.

Das Interessante bei alledem ist: Die einzelnen Unterseiten sind eigentlich okay. Dort werden die Informationen eher schlicht präsentiert, mit angenehm zurückhaltender Farbgebung und eher sachlichem Stil. Auch die Inhalte sind teilweise richtig schön. Beispielsweise sei hier auf die ziemlich nett aufbereitete Vereinschronik verwiesen. Einziger auf den ersten Blick erkennbarer Kritikpunkt der Unterseiten: Viel zu viel Gescrolle.

Die offensichtlich nicht unbegabte Redaktion der Seite muss über dem Ansatz der Techniker vollkommen verzweifeln. Wer soll denn so etwas wie eben die besagte Chronik noch würdigen, nachdem er die Seite ansteuerte? Was nützt das alles, wenn nicht einmal der größte Fan eine so große Liebe zum Verein aufbringt, um die Startseite zu ertragen?

Und noch etwas: Wobei ich mich als Fan „aber mal“ (Hans Meyer) richtig verarscht fühlen würde, ist diese ständige Beweihräucherung des „BVB-Clubs“. Reicht es denn nicht, dass jede Woche 80.000 Mann die Hütte vollmachen, Trikots und Kaffetassen kaufen ohne Ende und vermutlich Teile ihrer Altersvorsorge in der lächerlichen BVB-Aktie verbrannt haben? Muss man diesen jetzt auch noch ein paar weitere Euro aus der Tasche ziehen, um das nächste nichtssagende Phrasengedresche von Thomas Doll zu lesen?

Okay, die Seite ist technisch gut, vermutlich kann man sogar problemlos Tickets darüber ordern, wenn es denn mal welche gibt, aber von „Form follows function“ haben die Macher definitiv noch nie etwas gehört. Die bestensfalls psychedelische Startseite und der alberne Abzockversuch sind schlimm. Echt schlimm.

Vielleicht sollten sich die Macher der BVB-Seite einfach mal mit den Machern der Eintracht-Seite kreuzen: Okaye Technik und nicht ganz so hässlich. Wär das was? Das wär was!

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.
46 comments
  1. Gibts jetzt ne Gehaltserhöhung für den Linkverweis? ;-)

    Nein, aber die Seite ist wirklich ganz furchtbar. Kann man nicht anschauen. Schade, dass heute vor lauter 2.0-Idiotentum immer noch nicht begriffen wird, wie man das Internet adäquat nutzt.

  2. Aber was zum Teufel soll das Wort „Heimatseite“?

  3. Ach, du hast doch keine Ahnung !

  4. @2: Heimatseite: Deutsche Version von Homepage. Benutzen wir coolen People verstärkt.

  5. >Was nützt das alles, wenn nur der absolute Ultra eine so große Liebe zum Verein aufbringt, um die Startseite zu ertragen?

    Der „absolute Ultra“ hat die Startseite noch nie gesehen.

  6. Der absolute Ultra besitzt also keine BVB-Kaffeetasse? Kein Trikot? Kauft keine Karten online? Liest sich nicht die Spielberichte durch? Schaut nicht nach Transfer- oder Verletzungsnews? Aha.

  7. Ob er ne BVB-Kaffeetasse besitzt, we߸ ich nicht. Zu den restlichen Fragen: Nein. Und wenn doch, bestimmt nicht auf bvb.de.

  8. Naja, um so schlimmer, wenn ein Verein seine treuesten Fans nicht über die Website erreicht. Ein Unternehmen, dessen Website eine der Zielgruppen nicht erreicht, wirft ohne zu zögern den Internet-Verantwortlichen raus. Und das zu Recht.

  9. @4: Klingt total bescheuert.

  10. @9: Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann…

  11. Da Du ja den BVB-Club angesprochen hast: Allein das zeigt doch, wen die Website ansprechen will. Und bei zigtausenden BVB-Club-Mitgliedern wohl auch erreicht.

  12. Gibt es wirklich so viele Leute, die Geld für ein paar zusätzliche Interviews bezahlen? Unfassbar.

  13. Die gibt es. Und die stehen nicht auf der Südtribüne, sondern bezahlen auch noch mehr für den bequemen Sitzplatz.

  14. @5: Du magst Recht haben. Vielleicht bin ich zu romantsich und finde, eine Vereinshomepage sollte tatsächlich auch Ultras anlocken. Ich habe die entsprechende Passage geändert, da Du wohl Recht hast: Ein ultra sieht sich eine solche Seite nicht an, wenngleich ich das für ein großes Problem halte.

  15. @10: Bekackter Nihilist.

  16. @13: Dann kann man sich als Fan aber nicht mehr über die Kommerzialisierung des Sports aufregen.

    Aber das sollte ja keine Grundsatzdiskussion über Fußball werden, sondern über Websites. Und wenn Du mal andere Seiten in der Liga anschaust, dann sind die zwar nicht alle toll, aber keine so schlimm wie Eure, so leid es mir tut.

  17. Mir sind die Seiten sowas von egal. Ich we߸, dass die Startseite schlimm ist. Aber ich hab Dir ja letzte Woche schon gesagt: Hauptsache, die „offizielle“ Seite ist gut. ;-) Die wird demnächst auch relauncht.

  18. Es ist aber nunmal die offizielle „Visitenkarte“ des Vereins. Und egal ist die Website als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit nun mal überhaupt nicht.

  19. Naja, die „Visitenkarte“ eines Fußballvereins ist meiner Meinung nach in erster Linie die Mannschaft und sportliche Erfolge. Kein Sponsor oder Fan entscheidet sich aufgrund der Homepage für einen Verein.

  20. Das ist naives, weltfremdes Denken. Natürlich richtet es nicht die Website alleine. Aber die Website wie die gesamte Kommunikationsstrategie beeinflussen das Image gewaltig. Das Produkt spricht ja nicht zwangsläufig für sich, sonst müsste ja niemand eine Website haben.

    Deine Einstellung ist das Problem aller großen Fußballvereine: Sie erwirtschaften Zahlen wie große Mittelstandsunternehmen, werden aber geführt wie 2-Mann-Handwerkerklitschen.

  21. Ich glaube, Du unterschätzt die Führungsetagen von großen Fußballclubs gewaltig.

  22. Nein, ganz sicher nicht. Wie kommt es denn, dass Vereine wie Dortmund, Schalke oder Berlin an den Rand des Abgrundes geführt werden? Ihr habt vielleicht die richtigen Schlüsse gezogen, bei hertha ist immer noch Dieter Hoeness verantwortlich. Hat der Ahnung von strategischer Unternehmensführung?

  23. Was hat das denn jetzt mit dem Thema hier zu tun?

  24. Ich muss Christian bzgl. der Homepages recht geben. Das ist auf jeden Fall wichtig.
    Es ist auch sicher richtig, dass viele Fußballvereine schlecht geführt werden. Aber bei Hoeneß in Berlin ist es doch so, dass er überhaupt gar keine Ahnung von strategischer Unternehmensführung haben muss, da er für den sportlichen Bereich zuständig ist. Der hat bestimmt noch einen Finanzvorstand oder sowas an seiner Seite.

  25. @ 23: Ne ganze Menge, denn die Website ist nunmal Produkt strategischer Unternehmensentscheidung.

    @24: Das Problem ist aber, dass Hoeness‘ Macht sehr viel größer ist als die des Finanzvorstandes. Anders ist die Schieflage ja nicht zu erklären. Der Finanzmensch wird ja nicht sagen: „Mach halt mehr Schulden“. Es gibt eben Vereine, bei denen die Sportverantwortlichen auch die Macht über das Geld haben, wenn auch nicht auf dem Papier.

  26. @25: Boah Junge ey, hast Du in letzter Zeit ein Management-Handbuch verschluckt? Dein Unternehmens-Blabla ging mir am Samstag schon auffe Nüsse…;-))

    Mit solchen Worten werfen nur Leute um sich, die nix zu sagen haben.

    Punkt.

    Ich gehe übrigens gerne auf die Frankfurt-Seite, weil man hier immer einen guten Pressespiegel hat – auch bei schlechter Presse wird dort alles der FR und der FRP reingestellt. Find ich gut.

  27. Ich geh nur auf die BVB-Seite, wenn ich mal historische Ergebnisse oder Platzierungen wissen will. Oder die Aufstellung im kommenden Spiel. Ansonsten ging mir die Seite schon immer auf den Sack. Christian hat ja Recht: Sie ist Sche߸e.

  28. @26: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir am Samstag über Management sprachen… Aber ich we߸ ja auch wieder nicht, wie die letzten drei Pils auf meinen Deckel kamen… ;-)

    Zum Pressespiegel: Der ist eigentlich immer die erste Anlaufstation des Tages, wirklich eine schöne Einrichtung, wenn sie nur endlich mal auch die FAZ dazu packen würden… ;-)

    Den Rest tragen wir beim nächsten mal wieder vor der Toilette aus…

  29. @28: Du hast auch am Samstag einen von „Der VFL muss sich strategisch anders positionieren“ und „Der VFL muss seine Entscheidungsprozesse beschleunigen und besser auf den Kunden abstimmen“ gelabert…;-)))

  30. Ersteres jein, weil ich sagte, dass ihr eingeschlagener Weg schon der richtige ist. Zweiteres hast Du Dir gerade komplett ausgedacht.

  31. Apropos VfL: Hier wohl die anscheinend neue Seite:

    http://www.vfl-bochum.de/vfl2008/

    Ich finds schick.

  32. Das ist in der Tat recht hübsch.

  33. @31: Jo, besser als die alte, die so schmal gestaltet war, dass man Angstzustände bekam.

    Die neue Frankfurter HP

    http://www.eintracht.de/aktuell/

    finde ich okay. WIe gesagt, das wichtigste für mich ist einfach der Pressespiegel.

  34. Ich muss ja etwas Abbitte leisten. Der Christian hat mit seinem Unternehmensstrategie-Gebrabbel in bezug auf den BVB recht. Habe gestern mit jemanden gesprochen, der sich beim BVB besser auskennt als ich. Der beklagte, dass es schade sei, wie egal dem Verein die Homepage ist und dass die besser sein müsste.

  35. Das wird Balsam auf die Seele des geplagten Christian sein. ;-)

  36. Wieso, ich we߸ ja immer, dass ich Recht habe. Mit allem.

  37. Deswegen ist es ja so wichtig, in 8 von 10 Fällen die Gegenposition zu Dir einzunehmen. Auch wenn man dann nur Stuss von sich gibt! ;-)

  38. @36: Vorhersehbar! Langweilig!

  39. @37: Ach, zur Not habe ich auch kein Problem damit, kurzfristig meine Meinung komplett umzukehren. Ich bin da extrem wandlungsfähig… ;-)

    @38: Na, gerade noch gemerkt, dass es hier keinen Gähn-Smiley gibt…? ;-)

  40. @ 39: Genau, aber ich werde weiter suchen.

  41. Smileys

  42. Habe ich schonmal erwähnt, dass ich solche Smileys furchtbar finde? Wir sind doch hier nicht im Kleinkinder-Zirkus…

  43. Eben! ;-) Da stimme ich Dir voll zu.
    Aber Du als Internetfan musst auch mit den Schattenseiten des Mediums leben, die ich Dir immer wieder gerne vor Augen führe! ;-)

  44. Ja, das muss ich wohl. Oder ich finde den Kopf fürs Deaktivieren dieser Mist-Dinger… ;-)

  45. Das ist das Buch, das zum Thema „gute Heimatseiten“ gelesen werden muss. Ansonsten stimme ich Goldschuhes Analyse komplett zu.

  46. @45: Endlich mal ein richtiger Experte hier, der Herr Schwager. Ich fühle mich fast schon geadelt… ;-)

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