Manni Kastl, Pokergott!

Quelle: www.hefleswetzkick.deManfred Kastl vergräbt seinen Kopf tief in seine Hände, die Ellenbogen hat er auf die Tischplatte gestützt. Scheinbar gelangweilt schaut er umher. Sein Gegenspieler links neben ihm tippt unruhig mit den Fingern auf die Tischplatte, ihm gegenüber lässt ein weiterer Spieler seine Chips durch die Finger gleiten, ein vierter schaut nun schon zum x-ten Mal seine Karten an. Die Spannung ist greifbar. Es geht um viel. Es geht um die Nationalmannschaft. Die deutsche Poker-Nationalmannschaft.

Der ehemalige Fußballprofi Manfred Kastl (HSV, Leverkusen, Stuttgart), von allen nur liebevoll Manni genannt, hielt zwar 1992 die Meisterschale in die Höhe, ein Länderspiel durfte er allerdings nie bestreiten. Der Ex-Stürmer hat nun, lange nach Beendigung der aktiven Fußballkarriere, einen neuen Sport für sich entdeckt: Poker. Er kann mit den Karten genau so gut umgehen, wie weiland mit dem runden Leder. Und nun winkt die große Chance. Der 41-Jährige sitzt am Finaltisch des National Team Finales im Zillertal (bei Innsbruck). Er ist unter den letzten sechs von über 100.000 Pokerspielern. Ziel: Als einer von zweien die deutschen Fahnen bei einem Turnier in Las Vegas vertreten.

Drei Turnierspieler und drei Onlinespieler sitzen sich im Finale gegenüber. Fünf Fernsehkameras schneiden die Geschehnisse am Tisch mit. Die Scheinwerfer sorgen für Licht und für Wärme. Es ist nicht nur der Schweiß der Nervosität, der von den Stirnen der Zocker perlt. Zwei Models, die sich via Shirt-Aufdruck als Fan eines amerikanischen Männermagazins outen, bieten einen angenehmen Rahmen, sorgen aber durch ihre Anwesenheit auch nicht gerade für Abkühlung bei den Herren. Wer hier am coolsten bleibt, gewinnt. Manfred Kastl schließt kurz die Augen, als wolle er einen Spielzug durchgehen. Plötzlich öffnet er sie, nimmt ein paar Jetons und wirft sie in die Tischmitte.

Fürs Endturnier im Zillertal qualifizierte sich Kastl in einem furiosen Turnier gegen neun andere Poker-Bundesligaspieler. Schon in der ersten Hand nahm der Ex-Kicker den ersten Gegner mit einem Full House vom Tisch. Von nun an war Kastl Chipleader. Am Ende saß ihm nur noch der aktuelle Ranglistenerste Dietmar Griesinger gegenüber. Kastl behielt die Nerven und den Pot. Die Fahrkarte ins Zillertal.

„Es geht ja richtig zur Sache, von Anfang an“, sagt Pascal Phillip im Zillertaler Finalturnier erstaunt. Für den 25-Jährigen anscheinend zu sehr: Er muss als erster den Finaltisch verlassen. Dame/10 mit einer 10 im Flop reicht einfach nicht gegen ein Bubenpaar. Als nächstes traf es Sebastian Huppertz. Manni Kastl hielt As/4 in der Hand, Huppertz As/2. Kastl raist, Huppertz callt und geht damit All in. Der 25-Jährige lächelt, als der Dealer ihm ein weiteres As, eine 4 und eine 9 beschert. Das Lächeln gefriert. Kastl deckt auf Doppelpaar.

Bevor der Ex-Profikicker im Zillertal am Finaltisch Platz nehmen durfte, musste er eine weitere Hürde nehmen. An sechs Tischen fünf Spielern wurden beim Qualifikationsturnier die Finalteilnehmer ausgespielt. Der deutsche Fußballmeister von 1992 setzte sich auch hier durch.

Die Spannung steigt am Finaltisch. Vier Spieler, zwei müssen noch gehen, zwei werden Pokernationalspieler. Nun passiert Maik Wnendt ein eigentlich unverzeihlicher Faux pas: der 43-Jährige sieht ein Damenpaar in seiner Hand, hat aber nur Dame/6. Kastl hält mit. As/Dame seine Karten. „Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, als wir aufdeckten“, sagt Wnendt hinterher. Doch der Dealer deckt sowohl im Flop, als auch im Turn eine 6 auf. Mit Triple 6 schickt Wnendt den Schwaben Kastl vom Tisch.

Manfred Kastl sieht sich trotzdem als Sieger. „Etwas wie hier im Finale dabei zu sein, wird man so schnell nicht wieder erreichen. Es waren doch sehr viele Qualifikationsrunden zu überstehen, um überhaupt bis ins Zillertal zu kommen.“ Der Ex-Fußballprofi sieht es von der sportlichen Seite: „Pokern ist ein Sport und kein illegales Glückspiel. Dies hier war ein super Turnier.“ Am Ende setzen sich Maik Wnendt und Christian Zetzsche (22) durch. Sie werden die deutschen Fahnen in Las Vegas vertreten. Und Manni Kastl hat seinen Traum vom ersten Einsatz im Nationaltrikot vorerst ausgeträumt.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
13 comments
  1. Passt schön zur imaginären Rubrik „Was macht eigentlich…?“

  2. I Love this Game ! :)

  3. Eher in die Rubrik „Frisuren“

  4. Was Kastl außer Pokern noch so macht, erfährt man, wenn man seinen Namen anklickt.

  5. Wieso habe ich Manni Kastl noch nie im Fernsehen pokern sehen?

  6. Weil Du noch nicht gerafft hast, dass Du wieder DSF hast! ;-)

  7. Ach, stimmt, der pokert ja auf DSF. Nee, komischerweise ist das DSF der einzige Sender, den ich noch immer nicht kriege.

  8. Hihi
    Ich hab Manni auch Live Pokern sehen ^^
    Ich kenne ihn ziemlich gut.. ich hab auch gegen ihn gepokert und muss zugeben.. er hats wirklich drauf =)

  9. Haben schon viele gegen ihn verloren *lach*

  10. Der Arme Kerl muss sich auch noch mit seinem arroganten Sohn rumärgern…(siehe oben)

  11. Yeeeeah.. ich bin mit seinem Sohn zusammen^^
    Lalalaa:)

  12. Und als neusten Sport hat er das insolvenz gehen entdeckt. Und pokern kann er net. hat warscheinlich alles verzockt. Ist auch chef von piranha-poker.com was bestimmt einige gläubiger interssieren sollte.

  13. Kastl ist Franke, kein Schwabe.

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