Ich glotz TV (II)

Waldi im VereinsheimGestern war es also soweit, der letzte Ball der Saison 2006/2007 rollte. Es war ein gar müdes Gekicke auf dem grünen Rasen, aber das eigentliche Highlight des Abends sollte ja erst im Anschluss folgen: Waldis EM-Stammtisch. Voller Vorfreude saß ich also vor dem Fernseher und wartete auf Weizenbier-Waldi und die Three Stooges der deutschen Fernsehunterhaltung: Paul „Ex-Minipli“ Breitner, Harmut „Mir haben wir diesen Unisex-Frisuren-Unsinn zu verdanken“ Engler und Atze“Immer noch Minipli“ Schröder. Zuvor hatte der nette ARD-Programmverantwortliche noch zwei Trailer geschaltet, die eindeutig unter die Rubrik „Wir verschwenden ihre Fernsehgebühren“ fielen (Wie gut, dass ich keine zahle!): Zunächst durfte Bernd Stelter Deutschland lacht vorstellen, anschließend wurde noch Frank Elstners Verstehen Sie Spaß? (Übrigens mit Bernd Stelter) angepriesen. Man muss dem Programmdirektor dankbar sein, mit nur zwei Einspielern fasste er das Niveau des Kommenden exakt zusammen: zwischen stinklangweilig und völlig humorfrei.

In einem Vereinslokalambiente, das sich nur ein Ausstatter ausdenken kann, der Fußball hasst, sitzen sie also an einem bewußt rustikal gehaltenen Tischchen und nippen im Falle eintretender Stille schnell am Bierseidel. Man hätte sich gewünscht, die vier hätten mehr geschwiegen, dann wäre die Sendung vielleicht lustiger geworden. So musste Waldi beständig darauf hinweisen, die Sendung sei nicht ernst gemeint, man wolle ja auch lachen. Paul Breitner redete eigentlich ohne Unterbrechung, nicht zuletzt über Doping im Fußball. Jetzt, wo alles verjährt ist, traut sich wohl auch Paule aus der Deckung, früher wurden Spieler dafür noch supendiert. Hartmut Engler hingegen schien sich die gesamte Sendezeit zu fragen, wieso er eigentlich eingeladen wurde. Den Hinweis, dass seine Beamtenschlager-Kapelle im September in der Arena Auf Schalke spielt, wurde er aber dennoch los. Sein Manager hinter den Kulissen rieb sich in dem Moment bestimmt die Hände. Selbst Atze Schröder, schmerzfreier Vorzeige-Ruhrpottassi, kam sich in dieser Runde seltsam deplatziert vor und konnte selbst mit halbgaren Pointen als Einäugiger unter lauter Blinden aus der Sendung hervorgehen. Mit einer Nacht Abstand fragt man sich allen Ernstes, wer die Gästeschar dieser Sendung zusammengestellt hat. Wer auf die Idee kam, Waldi als witzig zu verkaufen. Der Mann ist höchstens schmierig-ambiedernd und verfügt über einen Humor, den man selbst bei 2 Promille kaum goutieren kann (Vielleicht lags auch daran, dass ich nur ein, zwei Weizenbier getrunken hatte …). Der ARD ist mit dieser Sendung auf jeden Fall ein neuer Tiefpunkt gelungen, den aber oben erwähnter Bernd Stelter bald in den Schatten stellen dürfte. Harald Schmidt im Anschluß machte zumindest kaum Anstalten, das Niveau zu heben. Kein Wunder, ist er doch für September als Gast in Waldis Sendung angekündigt. Wahrscheinlich übt er schon mal. In dieser Form ist Schmidt auf jeden Fall unerträglich. Und Fernsehen sowieso, ich werde es aber weiterhin versuchen. Versprochen!

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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16 comments
  1. Also da haben wir die Kiste echt direkt ausgemacht und nur noch gegrillt und gesoffen…

    Was für ein Rotz…

  2. So ein Pech, ich habe es verpasst…

  3. Ich bin wirklich entsetzt. Ich hab die Sendung nicht geschaut, weil ich Angst davor hatte und wie es aussieht war diese berechtigt. Bernd Stelter kann jawohl auch mal gar nichts. Wann war der denn das letzte mal lustig? Seine Qualitäten beschränken sich darauf dick zu sein, dann kommt lange nichts, wenn überhaupt noch was kommt.

    Was die öffentlich-rechtlichen (3Sat und Arte ausgenommen) mit den 7 Mrd. € Gebühren, über die sie im Jahr verfügen anfangen ist einfach ein Skandal. Dass sie jede Woche mindestens fünf heile Welt Volksmusiksendungen rausballern könnte man ja noch akzeptieren. Dass die anderen 20.15 Sendeplätze dann aber mit Rosamunde-Pilcher oder ähnlichem Schrott kontaminiert werden ist einfach nur zum Kotzen. Filme wie „Wut“ werden aus „Jugendschutzgründen“ (klar, is ja auch ein reiner und plakativer Gewaltfilm) nach hinten verschoben, es soll ja abends nach der Arbeit keiner mehr mit der Realität belästigt werden, und die Free-TV-Premiere von „Lost in Translation“ wird um 0.40 versendet, weil angeblich das Publikum (um das die sich überhaupt nicht zu scheren haben) für den Film nicht existiere (1,11 Mio. Kinozuschauer schauen anscheinend alle nicht ARD). Es ist echt zum Kotzen…

  4. Lost in Translation ist übrigens der beste Film der Welt!

  5. @3: *unterschreib*

  6. @4: Wohl noch nie „Superstau“ oder „Auf dem Highway ist die Hölle los“ gesehen!? ;-)

  7. Superstau ist der zweitbeste Film der Welt.

  8. Hmm, meiner Meinung nach gewinnt er gegen Lost in Translation um Längen.

    Wenn die kleine Coppola nicht zufällig so einen berühmten Papi hätte, dann hätte sich niemand für den Streifen interessiert.

  9. Das ist völliger Unsinn und kann nur von einem Ignoranten wie Dir kommen.

  10. Ach komm, Du we߸t doch selbst, dass es so ist. Verschließ doch nicht die Augen vor den Mechanismen des Marktes, nur weil Du Bill Murray super findest.
    Wenn ich den Film genau so wie Sofia Coppola gedreht hätte, dann hätte ich noch nicht mal den Filmpreis Herne-Baukau damit gewonnen, weil der Imagefilm der Werbegemeinschaft Herne-Mitte dann doch als künstlerisch wertvoller gesehen worden wäre!

  11. Nein, ich halte den Film ganz einfach für großartig. Unabhängig von Bill Murray. Du könntest so einen Film niemals drehen. Und dass man in Herne keine Ahnung von Kunst hat, überrascht mich wenig…

  12. Na klar. Und so wurde ich sozialisiert. Ich kann also gar nichts dafür, dass ich solche Kunstfilme nicht verstehe! ;-)

  13. Ich find den Film auch komplett überbewertet.

    Nicht zu vergleichen mit Superstau oder Didi der Doppelgänger z.B.

  14. Ja gut, Didi, der Doppelgänger spielt natürlich in einer anderen LIga!

  15. Superstau: gut.
    Lost in Translation: gut
    Imagefilme der Herner Werbegemeinschaft: we߸ ich nicht aber bestimmt auch gut.

Kommentare sind geschlossen.