Der große Graben

Asterix - Der große Graben1980 schuf der große Albert Uderzo den Asterix-Band „Der große Graben“. Uderzo verarbeitete damals Motive des kalten Krieges in seinem Werk und verstörte mich als kleinen Comicfan nachhaltig. Wenn ich derzeit in die Stadt mit der südlichsten Straßenbahnhaltestelle in Deutschland blicke, überkommt mich ein ähnliches Gefühl.

Ein tiefer Graben scheint Freiburg zu durchziehen. Auf der einen Seite die Finke-Freunde, die verzweifelt versuchen die Uhr ein Stückchen zurück zu drehen und immer noch dem linken Ideal vom anderen Fussballclub anhängen. Auf der anderen Seite das Präsidium und die nicht gerade geringe Anzahl derer, denen Oberlehrer Finke schon länger gegen den Strich ging. Fakt ist: ein Schnitt war überfällig, wurde eher um zwei Jahre zu spät vollzogen. Weshalb sich aber alle Beteiligten nicht dazu durchringen konnten eine – in der Geschichte des bezahlten Fussballs wohl einmalige (und einmalig bleibende) – Trainer-Verein-Beziehung zu einem würdigen Ende zu bringen, bleibt mir schleierhaft.

Vom Niederrhein zum Oberrhein

Fehlt mir vom Niederrhein aus der nötige Einblick, wieso man sich am Oberrhein nicht nach dem letzten Abstieg aus der Bundesliga nicht darauf einigen konnte, Finke ins Management zu loben und gemeinsam mit ihm einen Trainer zu suchen, der sein Erbe fortführt. Denn Finke-Anhänger hin, Finke-Gegner her, an der strategischen Ausrichtung unter Finke gab und gibt es wohl nichts zu kritisieren. Freiburg kann keine horrenden Gelder zahlen, außerdem sind Spieler, die über die Fähigkeit verfügen, Kühe umzuschießen, allemal unterhaltsamer als der 100. kroatische Altinternationale. Also suchte Finke und Freiburg mit ihm sein Heil in der Ausbildung junger Spieler. Wer aktuell sieht, wie begehrt ein Pitroipa in der Bundesliga ist, weiß: so falsch kann dieses Konzept nicht gewesen sein.

Doch die Gelegenheit zum sauberen Schnitt wurde verpasst, sattdessen hat das Präsidium harte Fakten geschaffen. Mit Robin Dutt wurde ein Trainer verpflichtet, der seine Tauglichkeit bisher nicht wirklich unter Beweise gestellt hat. Co-Trainer und Hauptscout Achim Sarstedt wurde ebenso in die Wüste geschickt wie Manager Bornemann. Statt Spieler aus Mali, Burkina Faso oder Georgien zu präsentieren, von denen unter Garantie noch nie jemand ein Wort gehört hat, ist die erste Neuverpflichtung Ivica Banovic. Ein Spieler, der seine Klasse stets schuldig blieb, durch Undiszipliniertheiten von sich Reden machte und einfach überhaupt nicht in mein Freiburg-Bild passen will. Offenbar heißt das neue Konzept, fertige Spieler verpflichten, die in der zweiten Liga erstklassig bezahlt werden.

Freiburg, denk ich an dich in der Saison 2007/2008, bin ich um den Schlaf gebracht.

Den Graben zwischen den beiden großen Fangruppierungen rund ums Dreisam-Stadion überwindet man so jedenfalls nicht. Man schafft eher Stoff für neue Konflikte. Was wenn die Mannschaft wie in der abgelaufenen Saison in der Hinserie gegen den Abstieg spielt? Dann werden die Rufer nach Finke wieder lauter werden, der Graben wieder tiefer. Der Druck auf Dutt und Neu-Manager Dufner ist jedenfalls riesig. Sollte das erste Saisonspiel verloren gehen, dürfte die Trainerdiskussion in Freiburg sofort in Gang kommen und sich Berufsfeuerwehrleute wie Peter Neururer die Hände reiben. Hoffen wir das es nie soweit kommt …

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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10 comments
  1. Schön reingelegt, ich dachte, jetzt kommt ein Asterix-Artikel…:-)
    Wer ist denn dieser Dutt eigentlich? Ich hatte eigentlich gedacht, dass die einen so unbekannten Typen nehmen würden, weil der vielleicht auch eine „Vison“ à la Finke hat. Aber dem ist ja wohl nicht so. Dass sie den Bornemann rausgeschmissen haben, nur weil der gut mit Finke konnte, finde ich relativ eklig und zeigt, dass der Verein im Hintergrund vielleicht schon längst ein normaler Verein geworden ist, was nur von Finke überdeckt wurde.

  2. Soviel ich we߸, hat Dutt die Stuttgartr Kickers trainiert. Der Typ kann einem leid tun. Er hat doch schon von vorn herein verloren. Dem helfen nur Siege, am besten 34 am Stück. Herausgespielt mit brillantem Fußball.

  3. Aber es stimmt schon, Banovic passt jetzt nicht unbedingt zur Freiburger „Vision“…

  4. Wird es denn eigentlich wirklich so sein, dass die Mannschaft auseinanderbricht und die Finke-Jünger alle gehen?

  5. Wie schon mal erwähnt: Ich kenn Dutt von den Stuttgarter Kickers. Ich denke, er scheint kein schlechter Trainer zu sein, hat er doch die Degerlocher in der Hinrunden zwischenzeitlich an einen Aufstiegsplatz herangeführt.
    Ich denke, als Typ passt er ganz gut nach Freiburg, aber klar ist auch, dass er seine Profi-Tauglichkeit wirklich erst unter Beweis stellen muss.
    Meine Prognose: Nächste Saison wird Freiburg um den 8. bis 10. Platz abschließen, um dann in der übernächsten Saison wieder um den Aufstieg mitzuspielen. Mit Robin Dutt.
    Und Banovic fand ich nie so schlecht, wie Flo ihn in seinem Artikel gemacht hat.

  6. Banovic mag nicht schlecht sein, aber torpediert das „wir holen junge Spieler und bilden sie aus“-Ding ziemlich. Die Frage ist halt, ob so ein Transfer Ausnahme oder Regel wird.

  7. Man braucht auch Häuptlinge, nicht nur Indianer. ;-)

  8. Der Banovic ist eine mittlere Katastrophe. Kostet viel, leistet nichts, hört auf meine Worte!

  9. Aber wenn er auf Deine Worte hört ist doch gut…:-)

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