Von Aldag und anderen Betrügern

Auch wenn dieses Thema weder mit Fußball, noch mit Grillsport zu tun hat, müssen – so wie ich meine – den aktuellen Ereignissen um das Team T-Mobile bzw. Telekom auch in diesem Blog Rechnung getragen werden. Dies soll nicht in der Form eines lustigen Beitrags geschehen; vielmehr will ich hier meinem Ärger und Unverständis Luft machen.

Klar, wir alle haben es vermutet, gedacht, gewusst oder was auch immer. Trotzdem ist es meiner Meinung nach ein starkes Stück – zumindest für mich als mittlerweile langjährigen Radsportzuschauer -, dass sogar Fahrer wie Aldag, Zabel und Bölts, denen ich persönlich immer ein großes Maß an Integrität zugesprochen habe, zugeben, auch gedopt zu haben.

Besonders enttäuschend stellt sich die Situation beim derzeitigen T-Mobile-Teamchef Rolf Aldag dar, der in der Vergangenheit mehrmals behauptete, nichts von den systematischen Doping-Praktiken gewusst zu haben und natürlich selber auch nie mit Doping in Kontakt gekommen sein wollte. Aldag, eigentlich ein großer Sympath im Radsportgeschäft, ist damit nichts anderes als ein schmutziger Lügner, der mit seinen Aussagen versuchte, seinen eigenen Job als sportlicher Leiter zu retten. Seine Aktionen kontra Doping sind in diesem Licht nicht nur lächerlich, sondern einfach nur heuchlerisch.

Ich will meinen Beitrag nicht als Ausgeburt grenzenloser Naivität verstanden wissen. Denn wir alle haben schon lange vermutet/gewusst, dass es im Radsport nicht mit rechten Dingen zugeht. Trotzdem bin ich persönlich wirklich sehr enttäuscht, dass selbst scheinbar integre Profis zu solchen Mitteln gegriffen haben. Profis, die man zwei Jahre zuvor noch im Kino für ihre sportlichen Leistungen bewundert hat.

Es steht außer Frage: Auch trotz Doping sind die Leistungen, die von den Radfahrern gebracht werden immer noch sehr hoch anzusiedeln. Ich will aber Ehrlichkeit, keine Heuchlerei und Scheinheiligkeit. Von Jan Ullrich rede ich hier schon gar nicht mehr. Dass dessen Hämatokritwert wahrscheinlich über einer Million lag, geschenkt. Aber von Protagonisten, die heute die neue Anti-Doping-Linie beim „Anti-Doping-Team“ T-Mobile vertreten, verlange ich als Sportfan und Zuschauer bittschön zwei verdammte Eier in der Hose. Wenn Aldag die hat, tritt er zurück.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Aldag in einem Interview mit der Zeitschrfit Galore, gefunden bei Spiegel Online zur Frage, ob er sich vorstellen könne, warum Fahrer dopen:

„Ich kann für mich sagen, dass das nicht meine Idee vom Radsport ist. Ich will mich schließlich nicht umbringen. Der Körper ist nun mal limitiert und das macht meiner Ansicht nach auch Sinn. Ich mache den Sport lieber zwölf Jahre gut, als zwei Jahre super und dann kommt der Leberschaden oder sonst was. Die Versuchung ist vielleicht bei denjenigen Fahrern größer, die auf der Kippe sind. Wenn man da ein bisschen nachhilft, sind sie vielleicht ganz oben. Zumal du als ganz Großer im Radsport richtig viel mehr verdienst. Die scheinen sich zu sagen: Ich fahre jetzt zwei Jahre mit der Angst, erwischt zu werden und habe dann ausgesorgt.“

Alles klar, Rolf. Und ab.

Über den Autor: Guru von der Kreuzeiche

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.
49 comments
  1. Ich würde wirklich gerne wissen, was der Mikrogott dazu zu sagen hätte. Leider schweigt der beste Radsportmoderator aller Zeiten seit seinem überraschenden Rücktritt. Seine richtigen Worte täten jetzt Not. Was habe ich den Radsport geliebt, Alpe D’Huez, Mont Ventoux, die Pyrenäen-Etappen. Vorbei, aus und vorbei, interessiert mich nicht mehr … Wer war nochmal dieser Aldag?

  2. Verdammt Hacke, Link vergessen! Mikrogott

  3. Nachtrag: Und wenn die feinen Herren Ärzte je wieder praktizieren, dann will ich Jan, Bjarne, Lance und Miguel vollgepumpt mit Drogen beim Einzelzeitfahren in Alpe d’Huez sehen.

  4. Und noch mal etwas, diesmal eher heiterer Natur. Im Artikel der Süddeutschen findet man darunter folgende Google-Anzeige:

    Drogenschnelltests
    Drogennachweis im Urin, Speichel für Ärzte, Kliniken und weitere IVD
    http://www.diagnostik-nord.de

    Wie würde die Titanic sagen: Danke, Weltgeist.

  5. Und nochmal ich, heute zum letzten Mal:
    Und was ist eigentlich mit dem sympathischen SC Freiburg los?
    Achim Stocker laut faz.net über Dr. Schmid:
    „Für mich ist er ein Toparzt, der bei uns Toparbeit geleistet hat“, sagte Präsident Achim Stocker. „Die Dopingvorwürfe sind für uns unvorstellbar und haben mit Fußball nichts zu tun.“

    Freiburg will mit Schmid weiterarbeiten.

  6. Aldag kann man jetzt an den Pranger stellen. Aber er ist doch nur Symobl des Ganzen. Nicht besser oder schlechter als Ulle, Basso, Zabel und wer noch so alles. Alle haben behauptet, sie hätten es nicht getan und insgeheim wussten wir, dass es dennoch alle tun.
    Das eigentlich Interessante der Entwicklung ist doch: Es wird klar, dass ALLE dopen. Und damit ist es ja fast schon wieder okay. Zumindest das Argument „Wir Dopingfreien haben keine Chance gegen die Gedopten“ wird ja immer alberner, wenn klar ist, dass jeder Rennfahrer dopt. Die Frage ist nur: Wieso hat Ulle trotzdem so vergeigt?

  7. Und zum SC Freiburg: Ich glaube, das sind zwei paar Schuhe. Nur weil ein Uni-Doktor im Radsport alle Materialien bereitstellt, die gefragt sind, muss er als Betreuer einer Fußballmannschaft nicht das gleiche tun. Beim Radsport wurde er sicherlich vom Team beauftragt, ich kann mir aber kaum vorstellen, dass Volker-Finke- Trainergott sagte: „Doc, jetzt pump den XYwilli mal richtig voll.“

  8. Der Liveticker zur Pressekonferenz. Startschuss ist um 11.30 Uhr

  9. @Christian: Klar ist er ein Symbol des Ganzen aber ich stelle ihn bewusst an den Pranger, weil er mir schon immer sympathischer war als die ganzen Bassos und Armstrongs. Und Doping wird deshalb auch nicht okay, nur weil es alle tun. Damit sind nämlich alle „gezwungen“, ihren Körper zu runinieren und das ist nicht okay.

    Und zu den Ärzten: Wer jahrelang verbotene Substanzen bereitstellt, die der Gesundheit nachweislich schaden, der hat den hippokratischen Eid verletzt und sollte nie mehr praktizieren dürfen.

  10. Das is find ich auch der Hammer.
    Gerade von solchen „Sportsmännern“ wie Bölts hätt ich das ned gedacht. Was ich aber krass find is, dass die Geschichte halt verjährt is, sprich, alles was vor 2001 geschehen ist kann strafrechtlich nicht mehr belangt werden. Das is doch der vollkommene Betrug am Zuschauer. Die sollten doch einfach sagen, ja , wir dopen alle, denn we߸ man, woran man ist. Wenn ich die Verantwortlichen wäre würde ich den Profiradsport für beendet erklären. Und Fernsehbilder brauchts auch nicht mehr geben, ich will so Drogensüchtige ned bei der Arbeit sehen, da schau ich mir lieber einen Kreisligakick an. Und dass Ärzte einer Uniklinik, die glaub ich ja vom Land bezahlt werden, da mitmachen ist die größte Sauerei.

  11. Ach ja, das bringt mich mittlerweile zum lachen:

    „Ein Auspacken bei Jan Ullrich gibt es in diesem Sinne nicht“, sagte sein Anwalt Peter-Michael Diestel am Donnerstag dem ZDF-„Morgenmagazin“. „Ullrich brauchte bei seinem großen Talent nicht zu dopen.“
    Ganz großes Tennis!

    Ach ja und zu guter letzt ein toller Vergleich, dieses Mal gehts darum, ob das Fernsehen weiterhin Radsport zeigen solle:
    Zuvor hatte sich auch DOSB-Präsident Thomas Bach gegen einen „dunklen Bildschirm“ für den Radsport ausgesprochen: „Dann müsste man auch überlegen, ob man nicht einige Bereiche der Politik und der Wirtschaft ausblenden sollte.“
    Kein Kommentar!

  12. Aber das hat doch mit Sympathie nichts zu tun. Dann wären ja alle Radfahrer chronisch unsympathische Menschen. Der Aldag ist mir trotzdem sympathischer als Ulle, auch wenn er gedopt hat. In einem System, was von „oben“ darauf ausgerichtet ist, dass alle Fahrer dopen, kann man es doch kaum den einzelnen Fahrern vorwerfen, dass sie es tun.

  13. Aber man kann ihnen zumindest vorwerfen, wie sie sich danach geben. Und wenn ein Rolf Aldag sagt, er habe nie gedopt und sich an die Spitze der Anti-Doping-Bewegung stellt, dann ist das nur noch lächerlich bzw. stillos und ich ärger mich darüber sehr. Das hab ich auch versucht, in meinem Artikel auszudrücken.

    Günter Oettinger würde wohl folgendes sagen: „Rolf Aldag war kein Doper. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des Doping-Systems.“

  14. Für alle Interessierten, die im Büro sitzen müssen. Hier gibts den Live-Stream: http://www.tagesschau.de/livestream2/0,2800,NAV,00.jsp

    Wahrscheinlich ab 11:30.

  15. Natürlich ist das albern, wenn er sich als Doping-Gegner aufspielt. Aber was soll er denn machen? Der einzige Job, den es für einen Ex-Radfahrer gibt wird ihm gut dotiert angeboten. Das System funktioniert weiter und jeder hält dicht. Soll er sich da als erster hinstellen und sagen „Ätsch, bätsch, wir sind alle sowas von vollgempumpt, das haste nicht gesehen!“?

  16. So, Aldag hat die Katze schonmal aus dem Sack gelassen. Jetzt noch der nette Onkel aus Unna…

  17. Was ist das eigentlich da gerade für eine schäbige Soap?

  18. Sensationell:

    11:50
    Zabel entschuldigt sich unter Tränen beim Publikum.

    11:50
    Er will seinen Sohn nicht weiter anlügen. Zabel kann die Tränen nicht mehr halten.

    11:49
    Er spricht über den Radsport seines Sohnes. Er möchte nicht, dass die Jungs den Sport in einer ähnlichen Situation betreiben müssen, wie er es erlebt habe.

  19. Wobei mich Zabel gerade schon etwas beeindruckt hat. Dem hat das zugesetzt. Aldag machte auf mich den Eindruck, „ja es war falsch, sorry, aber nicht so schlimm, jetzt bin ich ein guter Typ“.

  20. Ach, das ist doch alles Theater, weil Zabel genau um sein Image we߸. Öffentliches Rumgeflenne von erwachsenen Männern kann ich eh nicht haben.

  21. vor allem wenn sie nur einmal epo genommen haben wollen.

  22. Naja, Aldag sagte, dass er das lange gemacht hat. Zabel sagt, dass er das nur einmal gemacht hat, was sich mit den Aussagen von Jef d’Hont, dem ehemaligen Masseur von Team Telekom, deckt.

  23. Aber das ist wiederum ekelhaft.
    Zabel: „Ich habe mein altes Leben an der Gaderobe hinten abgegeben und lege meine Zukunft jetzt in Ihre Hände und in die Hände der Zuschauer.“

    So ein Bullshit.

  24. Rolf Aldag = Mr. Teflon. Frech.

  25. Aber Zabel schon irgendwie glaubwürdig: Er sagt, dass es unerheblich sei, ob er einmal oder 5000 Mal gedopt habe (Zabels Doping wurde von einem Reporter als „Peanuts“ bezeichnet). Er hätte ja auch von Fahrern profitiert, die gedopt waren, von daher wäre das genau so schlimm.

  26. Ein enttäuschter Klaus Angermann aka Mikogott spricht. Schön.

  27. Glaubwürdigkeit würde ich da keinem mehr zuschreiben. Gott sei Dank muss ich das nciht sehen, das ist ja eklig.

  28. 12:08
    Es sei natürlich falsch gewesen, fortwährend zu lügen, aber er habe das in der Gewissheit getan, nicht entlarvt werden zu können.

    12:07
    Aldag begründet seine haarsträubenden Lügen im vergangenen Januar mit seiner Vorstellung, dem Radsport nicht mehr helfen zu können, wenn er Doping zugebe.

    Ja, dann….

  29. @29: Ja, die geben ja echt zu, dass sie es jetzt nur sagen, weil es gar nicht mehr anders geht. Von Moral keine Spur.

  30. Naja, immerhin ist damit jetzt eine Lawinen losgetreten worden, die nicht so einfach aufzuhalten sein wird. Bin mal gespannt, wer als nächstes kommt…

  31. Ich hätte übrigens diesen Artikel nach dem ersten Ansatz mit einem „more“ versehen…

  32. Ich hab diesen Artikel doch nach dem ersten Absatz mit eine more versehen.

  33. Ich sehe auch das „Weiterlesen“. Kein problem.

  34. jetzt, ja :-)

  35. nein, die ganze Zeit!

  36. Das nenne ich Aktionismus. Erst löschst Du Hennigs More, um es dann wieder einzufügen. So kannst Du wenigstens behaupten, Du hast was gemacht…:-)

  37. bzgl. Mikrogott:

    „Die aufgerufene Web-Site hat die Anzahl der möglichen Abrufe überschritten.“ :-)

  38. iss klar. Jetzt. Vorhin nicht.

  39. Häääh?

  40. Ich we߸ es nicht, man kann nicht erwarten, dass jetzt alle Ex-Radfahrer zurücktreten, die in irgendeiner Funktion tätig sind, denn sie haben ja alle gedopt. Dann kann man keinen Ex-Sportler mehr beschäftigen im Radsport.

  41. Er ist ja auf der Pressekonferenz dabei so richtig nonschalang gewesen. Respekt dafür.

  42. Die haben einfach kein Unrechtsbewusstsein.

  43. Aber wenn man schon jahrelang alles verarscht, was sich irgendwie für diesen Sport interessierte, dann wenigstens so richtig dreist wie er und nicht mit tränentriefenden, würdelosen und bettelnden Entschuldigungen.

  44. Ich finds einfach traurig, auch wenn du mich jetzt Gutmensch nennen magst.

  45. Was findest Du denn genau „traurig“?

  46. Dass alle in diesem Sport dopen, dass ich mir die Tour de France im Sommer nicht ansehen werde, dass die größten Doper nicht gestehen, dass Geständige trotzdem kein Unrechtsbewusstsein haben, „weil die Zeiten ja so waren“ und „es ja alle machen“.

    Das alles finde ich traurig.

  47. Ja klar ist das traurig, das bestreite ich ja nicht. Ich sagte ja nur, dass mir dann noch die Betrüger lieber sind, die dazu stehen, wie eiskalt und berechnend sie es gemacht haben als die, die mit ein paar Tränchen meinen, das arme Opfer spielen zu können.

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